Ist unser Trinkwasser wirklich verunreinigt, wie es so manch dubioser Vertreter von fragwürdigen Firmen, die in letzter Zeit in der Gemeinde das Unwesen treiben, behauptet? Na klar, wenn ich was zu horrenden Summen verkaufen will, kann ich alles Mögliche nachweisen – sei es Mikroplastik, Schwermetalle, „Jauche“ oder was gerade so in den Medien an Problemen aktuell ist. Dem ganzen Spuk wird dann noch gleich an Ort und Stelle Nachdruck verliehen, indem die vermeintlichen, im Wasser befindlichen Verunreinigungen, optisch mit Hilfe von Farbumschlägen, dem bereits entsetzten und verunsicherten potentiellen Kund:innen veranschaulicht werden.
…und dann kommt die entscheidende Frage: Wollen Sie wirklich Ihre Gesundheit aufs Spiel setzen? Man will ja nichts riskieren, vor allem nicht, wenn kleine Kinder, immunschwache Angehörige oder ältere Menschen im Haushalt leben, man selbst kann ja Bier trinken. Und schon wird eine unnötige Wasseraufbereitungsanlage für tausende von Euro gekauft und eingebaut, auch wenn man selbst insgeheim an der Notwendigkeit zweifelt. Der Vertreter reibt sich die Hände, mit Angst verkauft man doch am besten.
… und was passiert jetzt mit der teuer eingekauften Anlage? Im besten Fall bringt sie rein gar nichts, im schlimmsten Fall können sich daraus Bakterienbrutstätten entwickeln, die dann letzten Endes wirklich eine mögliche Gesundheitsgefährdung mit sich bringen können.
Fakt ist, dass die Betreiber:innen diverser Wasserversorgungsanlagen (Gemeindewasserversorgung, Wassergemein-/-genossenschaften) verpflichtet sind, das bereitgestellte Trinkwasser in regelmäßigen Abständen, gemäß Trinkwasserverordnung zu untersuchen, sowie die Versorgungsanlage sauber und im technisch einwandfreien Zustand zu halten. Zu den regelmäßigen internen und externen Kontrollen, gehören monatliche Quellschüttungs- und Temperaturmessungen, Anlagenbesichtigungen mit eventuellen Reparaturen und Erneuerungen des Leitungsnetzes. Die Zuständigen müssen diverse Fachausbildungen absolvieren und regelmäßige Schulungen besuchen – sie sind daher in der Regel bestens ausgebildet. Folglich ist unser Trinkwasser daher auch das bestkontrollierteste Lebensmittel in Österreich. Falls ein Trinkwasser, aus welchen Gründen auch immer, wirklich aufbereitet werden muss, dann erfolgt dies bereits durch den sachkundigen Betreiber mit seinen Mitarbeitern und nicht durch einen dubiosen Vertreter, der mit Angst Geld verdienen will. Der normale Endverbraucher braucht daher im Allgemeinen keine zusätzlichen Maßnahmen zu treffen. Falls trotzdem mal Umstände eintreten sollten, dass das Trinkwasser auf einmal für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet ist bzw. ein mögliches Gesundheitsrisiko bestehen würde, dann ist der zuständige Wasserversorger gesetzlich verpflichtet, die Abnehmer:innen über die jeweilige Überschreitung zu informieren. Weiters müssen sofortige Maßnahmen gesetzt werden, um so rasch wie möglich die Eignung wieder herzustellen. Im Anlassfall kann zB eine Notwasserversorgung eingerichtet werden oder auch Wasserflaschen zur Verfügung gestellt werden. Über all diese Maßnahmen muss der Endverbraucher auf jeden Fall informiert werden.
Daher sollte man den angstmachenden, verkaufsgeschulten Vertreter:innen keinen Glauben schenken, wenn sie dem Gegenüber einreden wollen, dass sie kontaminiertes oder sogar krankmachendes Trinkwasser konsumieren.
Bei Fragen oder Unklarheiten ist es immer besser, sich an den neutralen Fachexperten zu wenden bzw. an den zuständigen Wasserversorger.
Mag Birgit Erian